Betreff
RUHR.2010 - Kulturhauptstadt Europas - 2. Sachstandsbericht
Vorlage
213/2008
Aktenzeichen
FB 2 Sz
Art
Berichtsvorlage

Sachverhalt:

 

1. Projekte

 

Am 13. November 2006 wurde „Essen für das Ruhrgebiet“ zur Kulturhauptstadt 2010 ernannt. Im Dezember 2006 wurde die RUHR.2010 GmbH gegründet und mit der Umsetzung beauftragt. Die RUHR.2010 GmbH hat in der Folge dazu aufgerufen, Projekte zu entwickeln und diese bis zum 31.10.2007 einzureichen. Für das Auswahlverfahren wurden folgende Kriterien zu Grunde gelegt: Modell für Europa – Horizontale und vertikale Verknüpfungen – Nachhaltigkeit. Dabei erhielten 160 Projekte eine Zusage (Stand 29.09.2008) und 1.532 Projekte eine Absage (Stand 01.10.2008). Das erste Programmbuch (Kulturhauptstadt Europas - Ruhr.2010 - Buch eins) wurde Mitte Oktober 2008 der Öffentlichkeit präsentiert. Auf 151 Seiten werden die Vorhaben und Pläne vorgestellt. Jedes Kulturausschussmitglied erhält vor Beginn der Sitzung ein Exemplar des Buches.

 

Für die internationale Vermarktung wurden fünf Besucherzentren sogenannte Areale (Essen ▪ Duisburg ▪ Oberhausen ▪ Bochum ▪ Dortmund) eingerichtet. Dabei wurde die Stadt Schwelm dem Areal Bochum zugeordnet. Für Schwelm wurden von RUHR.2010 folgende Projekte bzw. Projektbeteiligungen (Planungsstand: Oktober 2008) eingeplant:

 

 

1.1 Geschichte der Bandweberei

 

Ziel des Projektes ist es, die historische Entwicklung der Bandweberei nicht nur in Form von Maschinen, sondern auch in ihrer sozialen, gesellschaftlichen und persönlichen Dimension zu sichern und zu dokumentieren. Andererseits soll diese, für die gesamte Region sehr prägende Form der Industrie für die Nachwelt erfahrbar gemacht und für die touristische Entwicklung der Region genutzt werden.

 

 

1.2 Schachtzeichen

Der Bergbau hat seine Spuren hinterlassen – aber sichtbar ist er heute kaum noch. Die Schächte sind verfüllt und manchmal lediglich mit einem Schachtdeckel versehen, der den Namen der ehemaligen Zeche trägt.

Was dereinst gleichzeitig für hunderttausende Menschen Lebensmittelpunkt und Arbeit war, ist wieder unter Tage verschwunden. Im Kulturhauptstadtjahr 2010 werden viele der 900 verzeichneten Schächte wieder sichtbar. In der ganzen Metropole Ruhr ragen dann zur gleichen Zeit hunderte riesige Ballone bis zu 80 Meter hoch in den Himmel. Über einen Zeitraum von maximal zwei Wochen werden sie dem Betrachter die Orte aufzeigen, an denen allein in den letzten 100 Jahren Kumpel unter Tage geschuftet haben. „Schachtzeichen“ setzt ein künstlerisches und emotionales Zeichen im und für das Ruhrgebiet. Alle 53 Städte und Gemeinden werden Teil der Gesamtinszenierung, die auf die gemeinsame Geschichte verweist, die ehemalige Silhouette der Industrielandschaft Ruhrgebiet nachzeichnet und die Vision „Metropole Ruhr“ verspricht. Geschichts- und Heimatvereine, Städte, Gemeinden, Bergämter, Historiker und Privatpersonen können Paten der Ballone werden.

 

 

1.3 AufRuhr! Anno 1225

 

Ritter, Grafen, Edelleute – Willkommen im 13. Jahrhundert. Frisch und unverstaubt präsentiert das Westfälische Landesmuseum für Archäologie in Herne in einer historischen Ausstellung den Weg zum modernen Ruhrgebiet. Ãœber Mord, über Aufruhr, über Generationen. 1225 kommt der Kölner Erzbischof – damals einer der mächtigsten Männer des Reiches – bei einem Ãœberfall im heutigen Ruhrgebiet gewaltsam ums Leben. Dieses Ereignis sorgt für großen Aufruhr im Reich und hat weitreichende Auswirkungen auf die Region: Burgen brennen, Adlige werden hingerichtet und Kriege werden geführt. Die dramatischen Folgen sind der rote Faden der Ausstellung, um den herum sich das vielfältige Bild des Mittelalters in der Ruhrregion ausbreitet. Klöster, Städte, Dörfer und vor allem die vielen bislang unbekannten Burgen sind Themen der Präsentation. Das Projekt ist eine spannende Suche nach den Ãœberresten längst vergangener Tage in der heute vollkommen verwandelten Landschaft an Ruhr, Emscher, Lippe und Rhein. Kostbare Reliquiengefäße und wichtige Urkunden, Waffen und Gräber, Kleidung, Schmuck und Werkzeuge beleuchten die vielen Facetten des mittelalterlichen Ruhrgebiets. Macht, Politik und die vorindustrielle Geschichte der Region packend erzählt. Begleitet wird die Ausstellung von einem Außenprogramm in zahlreichen Burgen und Schlössern der Region.  

Partner: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), LWL-Museum für Archäologie Westfälisches Landesmuseum in Herne

 

 

1.4 Nacht der Literatur

Am 23. April 2010 feiert die Metropole Ruhr den Welttag des Buches. Und zwar nachts.

In der Extra-Langen-Nacht der Literatur wird an allen möglichen und unmöglichen Orten der Metropole (vor)gelesen, zugehört, geträumt und erzählt. In Bibliotheken, Cafés, Kneipen und Buchhandlungen dürfen alle Literaturliebhaber lauschen, schmökern und stöbern. Aber auch in Bussen, S- und Straßenbahnen, an Bahnhöfen oder Buden wird man überraschend der Literatur begegnen. Geplant ist ein abwechslungsreiches Programm für Jung und Alt. Und für Kinder gibt’s darüber hinaus sogar noch eine besondere Aktion: Schulen und andere öffentliche Einrichtungen werden zu LitCamps mit Matratzenlagern, in denen junge Zuhörer beim Schein von Taschenlampen spannenden, lustigen, gruseligen und manchmal auch traurigen Geschichten zuhören können. Mit mehr als 1000 und einer Geschichte will die Nacht der Literatur neugierig machen auf mehr: auf Bücher, die Türen und Welten öffnen können.

Partner: Bibliotheken, Literaturinitiativen, Buchhandel und weitere Partner

 

 

1.5 !Sing Day of Song

 

Im Kulturhauptstadtjahr 2010 gibt es viele Anlässe zum Feiern. Aber RUHR.2010 beschert der Metropole einen „richtigen“ Feiertag: einen, an dem die ganze Metropole singt! Es wird überall gesungen: auf der Straße, in Parks, in Konzert- und Opernhäusern, in Kaufhäusern, Kindergärten, Kirchen und „auf Schalke“. Im Alltag können wir reproduzierter Musik kaum entkommen – an diesem Tag aber singen alle selbst und gemeinsam. Und abends? Da singt „auf Schalke“ der größte mehrstimmige Chor deutscher Musikgeschichte ein gemeinsames Abschlusskonzert. Mehr als 65.000 Sängerinnen und Sänger aus dem Ruhrgebiet und den internationalen Partnerstädten singen ein vielseitiges Programm mit Chor- und Solostücken, begleitet von internationalen Künstlern.

Partner: Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände, ChorVerband NRW, Cäcilienverbände der Bistümer Essen, Münster und Paderborn, Chöre der Evangelischen Landeskirchen im Rheinland und von Westfalen, Arbeitskreis Musik in der Jugend, Chorakademie Dortmund, Verband Deutscher Konzertchöre, Chöre der Neuapostolischen Kirche, freie Chöre und Chöre der internationalen Partnerstädte

 

 

1.6 Kohle, Kühe, Kunst

 

Die Kulturhauptstadtbeauftragten der Städte Ennepetal, Gevelsberg, Schwelm und Sprockhövel haben ein Projekt mit dem Titel „Kohle, Kühe, Kunst“ entwickelt. Ausgehend von dem Selbstverständnis, dass im südlichen Teil des Reviers, namentlich im Ennepe-Ruhr-Kreis und damit auch in den beteiligten Städten Ennepetal, Gevelsberg, Schwelm und Sprockhövel, sowohl die Wiege des Ruhrbergbaus als auch einer der landschaftlich schönsten Teile des Ruhrgebietes ebenso wie eine farbige und breit gefächerte Kunst- und Kulturszene zu finden ist, soll durch eine Verbindung dieser drei Elemente ein Angebot geschaffen werden, das diese Tatsachen darstellt, festigt und möglichst vielen Menschen zugänglich macht. Hierbei dienen die in dem Titel genannten Begriffe als Symbole, die bereits für sich selbst sprechen. Die Kohle steht für den wirtschaftlichen und industriellen Aufbruch, der sich bis in die heutige Zeit fortgesetzt hat und weiter fortsetzen wird, die Kühe stellen die in dieser Region besonders vom ländlichen Grün und weitläufigen Erholungsgebieten geprägte Landschaft bildhaft dar, während die Kunst in diesem Zusammenhang als ein Bindeglied zwischen Industrie und Natur ebenso wie zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fungiert. Dazu wird ein Rundweg, der durch alle vier Städte führt, konzipiert, auf dem sich die Elemente „Kohle“ und „Kühe“ im Landschafts- und Stadtbild zuhauf finden (z. B. treten im Gebiet der Antragsteller Kohleflöze direkt an der Oberfläche zu Tage, finden sich zahlreiche Pingen und weitere Relikte, große, kleine und kleinste ehemalige Zechen, Stichwort „Zeche Eimerweise“), und das Element „Kunst“ wird immer wieder aktuelle Anlässe bieten, über alle drei Begriffe mit seinen vielfältigen Inhalten nachzudenken und sich ihnen zu widmen.

 

Zunächst wurde das Projekt von der RUHR.2010 GmbH nicht anerkannt. Mittlerweile liegt eine Zusage vor. Das Projekt ist eines von bisher 160 anerkannten Projekten.

 

 

1.7 Jedem Kind ein Instrument

 

Früh übt sich, was ein großer Musiker werden könnte: In der Metropole Ruhr haben alle Erstklässler bis 2010 die Möglichkeit, ein Musikinstrument ihrer Wahl zu lernen. Im ersten Schuljahr werden die Kinder über das Singen, Tanzen und Malen spielerisch an musikalische Grundelemente wie Takt, Rhythmus, Notation herangeführt. Musikschullehrerinnen und Musikschullehrer gestalten die Stunden im Tandem mit den Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern. Ab dem zweiten Schuljahr erhalten die Kinder das von ihnen gewählte Instrument als Leihgabe für den Unterricht und für das Üben zu Hause. Musikschullehrkräfte unterrichten Kleingruppen von durchschnittlich fünf Kindern am Instrument. Zum Instrumentalunterricht kommt von der dritten Klasse an das Spiel im Ensemble hinzu. Jahrgangsübergreifend üben die Kinder einmal wöchentlich das Zusammenspiel als Schulorchester. Das Programm „Jedem Kind ein Instrument“ wurde 2003 durch die Zukunftsstiftung Bildung und die Stadt Bochum ins Leben gerufen. Im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 ist es auf die gesamte Metropole Ruhr ausgedehnt worden. Bundespräsident Horst Köhler ist Schirmherr des Programms. Das Modellprogramm zur kulturellen Bildung von Kindern inspiriert derzeit in ganz Deutschland Planungen zu ähnlichen Aktivitäten.

Trägerin des Programms: Stiftung Jedem Kind ein Instrument
Initiatoren des Programms: Kulturstiftung des Bundes, der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Zukunftsstiftung Bildung in der GLS Treuhand e. V.

 

 

1.8 Local Heroes

 

„Local Heroes“ gibt jeder Stadt der Metropole Ruhr die Möglichkeit, sich eine Woche lang als Mittelpunkt der Europäischen Kulturhauptstadt zu präsentieren. Von Alpen bis Xanten, von Sonntag bis Samstag, vom Dachsberg bis zur Rheinberger Heide heißt es: Spot an! Jede Stadt gestaltet ihr kulturelles Programm und Potenzial in eigener Verantwortung.

Im Spannungsfeld zwischen lokaler Heimat, metropolitaner Herausforderung und europäischer Dimension gilt es, die eigene kulturelle Visitenkarte zu präsentieren. Besonderes Augenmerk legen die Städte dabei auf Jugendkulturprojekte. Die Herausforderung wird sein, im Besonderen das Allgemeine aufscheinen zu lassen, mitten im Millionengebilde den Charme einer gemütlichen Kleinstadt und in den Perspektiven der Zukunft die Spuren der Geschichte. Der Essayfilmer und Autor Harun Farocki ist eingeladen, die Doppelstruktur von Zentren und Peripherie ins Bild zu setzen. Für die Metropole Ruhr entwickelt er gemeinsam mit Antje Ehmann eine filmische Versuchsanordnung zur Erforschung des urbanen Raums. 52 Kurzfilme sind geplant über Motive, die von der Veränderungsgeschichte der Ruhrregion erzählen. Wo sind sich die Städte ähnlich, wo unterscheiden sie sich? Die Installation „R52. Ruhrgebiet – 52 Mal“ wird Typologien und Varianten dokumentieren, die gemeinsam ein kritisches Archiv mit Bildern einer Stadt ergeben. Kinoeingänge, Baustellen, Bauwerke, Brachen und Kunst im öffentlichen Raum, aber auch Feste, Vereine und Bürgerversammlungen. „R52“ ist Bestandsaufnahme, Reflexion und Stadtbild. Gezeigt wird die Installation aus 52 Monitoren jeweils in der „Local-Heroes-Woche“ in jeder der 52 Städte. In Essen, der 53sten Stadt der Metropole Ruhr und das ganze Jahr 2010 „Local-Hero“, soll die Installation „R52“ dann auf Dauer zu sehen sein.

 

41 Städten haben bisher ihre Beteiligung zugesagt. Lediglich drei Städte (Hünxe, Sonsbeck und Voerde) haben eine Beteiligung abgesagt.

Breckerfeld                  07.03.2010 – 13.03.2010
Schwelm                      21.03.2010 – 27.03.2010
Gevelsberg                   28.03.2010 – 03.04.2010
Sprockhövel                 04.04.2010 – 10.04.2010                     
Ennepetal                     02.05.2010 – 08.05.2010

 

 

2. Finanzen

 

Der NRW-Landtag hat am 23.10.2008 beschlossen, den Gemeinden und Gemeindeverbänden im Regionalverband Ruhr, eine Pauschale von zwei Euro pro Einwohner zur Verfügung zu stellen. Die Pauschale ist für die Vorbereitung und Durchführung von Maßnahmen im Rahmen des Projektes „Essen für das Ruhrgebiet – Europäische Kulturhauptstadt 2010“, die von der RUHR.2010 GmbH anerkannt sind, zu verwenden. Schwelm erhält eine Pauschale von 59.068 €. Die Pauschale wird bis zum 15.12.2008 ausgezahlt.

 


 

 

 


Die Projektbeschreibungen wurden aus dem Buch eins – Kulturhauptstadt Europas – RUHR.2010 bzw. den Einzelprojektanmeldungen übernommen.


Beschlussvorschlag:

 

Um Kenntnisnahme wird gebeten.