Sachverhalt:
- Ausgangslage
Aufgrund eines politischen Antrags hat der Rat der Stadt Schwelm in seiner letzten Sitzung am 25.2. beschlossen, die Funktion des Technischen Beigeordneten zunächst nicht auszuschreiben. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Verteilung der Geschäftsbereiche, die ebenfalls in der letzten Sitzung vom Rat beschlossen wurde.
Auf dieser Grundlage hat sich der
Verwaltungsvorstand zunächst auf eine neue Struktur der Verwaltung geeinigt,
die die Grundlage für die anstehenden organisatorischen Maßnahmen bildet und
die als Anlage zu dieser Vorlage beigefügt ist.
- Gründe für die
Veränderung der Verwaltungsstruktur
Auch wenn damit ein wesentlicher Aspekt
zurückgestellt wird, erfordern die anderen Themen nach Auffassung des
Verwaltungsvorstandes eine grundsätzliche Reform, denn
- die Rekommunalisierung von Teilen der
TBS,
- die Zentralisierung der Verwaltung mit
dem Neubau des Kulturzentrums und des Rathauses; aber auch
- die stärkere Ausrichtung auf
Front-/Backoffice-Aufgaben,
- die Digitalisierung und
- die Verschlankung des
Verwaltungsaufbaus sind nach wie vor aktuell.
Die Arbeiten an dieser neuen Struktur, aber auch an den sie auslösende Faktoren, zeigen eine ungebrochene Dynamik an der Planung der internen Abläufe und der Ausrichtung der Dienstleistungen der Stadt Schwelm. Die Festlegung einer neuen, dauerhaft funktionierenden Struktur ist damit nicht der Beginn, sondern das Ziel des Re-Strukturierungsprozesses.
- Frontoffice
Das Oberziel der strukturellen Überlegungen ist die Orientierung der Verwaltung hin zu einer stärkeren Fokussierung auf die Front- und Backoffice Aufgaben im neu aufzubauenden Schwelm Service Center. Es soll zukünftig nur einen Anlaufpunkt für die wesentlichen Dienstleistungen der Verwaltung geben. Dies ist sowohl räumlich als auch digital zu verstehen.
Nicht der Bürger soll durch das Rathaus laufen, sondern die Daten hin zu ihm
fließen!
Auf dem Weg hin zum Service Center Schwelm sind auch die o. g. Themen, wie
Rekommunalisierung, Interkommunale Kooperation und Zentralisierung etc. in die
Überlegungen eingebettet.
Mit dem neuen Rathaus und der Reform hin zu einer zeitgemäßen, bürgernahen
Struktur soll die Stadtverwaltung als moderne Dienstleisterin und attraktive
Arbeitgeberin präsentiert werden. Das soll helfen, die Fluktuation zu
reduzieren und Fach- sowie Nachwuchskräfte für die Stadtverwaltung Schwelm zu
interessieren
ServiceCenterSchwelm
In Fortführung des in der Vorlage 042/2021
beschriebenen Weges zu einer neuen, zukunftsorientierten Verwaltungsstruktur
wurden inzwischen Ziele und Vorgehensweise zur Implementierung des
ServiceCenterSchwelm (SCS) als ihr prägendes Element entwickelt. Zentrales Ziel
dabei ist die Bündelung fast aller bürger*innenrelevanter Dienstleistungen u.
Informationen an einem Ort und dies in persönlicher, analoger und digitaler
Form, d.h. in einem medienbruchfreien Angebot des Frontofficebereichs.
In der Folge ist die parallele Einrichtung
eines Backofficebereiches vorgesehen, in dem aus der jeweiligen Fachlichkeit
heraus die Unterstützung des Frontoffice und tiefere Bearbeitung von Vorgängen
erfolgt.
Um möglichst viele Dienstleistungen
unmittelbar im SCS erledigen und die erforderliche Plattform im Zusammenspiel
sowohl von Front- und Backoffice als auch von persönlichen und digitalen Dienstleistungen
zur Verfügung stellen zu können, ist die Weiterentwicklung der Digitalisierung
zur optimal unterstützenden IT-Infrastruktur nach innen und außen ebenso
erforderlich, wie der Aufbau eines gesamtheitlichen Wissens- und
Informationsmanagements.
Die Identifikation von „SCS-fähigen“
(Teil-)Aufgaben/Dienstleistungen und die hierauf aufbauende Entwicklung der
geeigneten Prozesse und Strukturen sowie die im Projektverlauf vorgesehenen
Testläufe werden in einer pragmatischen Zusammenarbeit mit den Fachbereichen
erfolgen. Zugleich werden Personalrat, Gleichstellung und
Schwerbehindertenvertretung in hoher Transparenz in das Projekt eingebunden.
Das Ergebnis der beschriebenen
Organisationsentwicklung einschl. der Eingliederung von Teilen der TBS führt darüber
hinaus sicher auch zu tlw. neuen Zuordnungen von Aufgaben und damit
möglicherweise zur prozessunterstützenden Neugestaltung von Aufgabenbereichen.
Zeitziel für das Projektende ist das Frühjahr
2023, d.h., spätestens zum Umzug in das neue Rathaus werden die erarbeiteten
Ergebnisse umgesetzt.
- Backoffice
Mindestens genauso wichtig ist die Identifizierung von Backoffice-Aufgaben, die für interkommunale Kooperationen oder andere Formen der wirtschaftlicheren Aufgabenerledigung interessant sein können. Nach Auffassung der Verwaltungsleitung wird es zukünftig immer schwieriger, ausreichendes und qualifiziertes Personal für die Erledigung der anfallenden Arbeiten zu gewinnen.
Weiterhin gilt es, nach nun zehn schwierigen Jahren des Stärkungspaktes im Rahmen dieser Neuorganisation und des damit in Teilen verbundenen Paradigmenwechsels einen nachhaltigen Weg zu finden, der den Aufbau von Eigenkapital bei steigender Bürgerorientierung der Verwaltung mit Augenmaß ermöglicht.
Eine nachhaltige Verbesserung der finanziellen
Situation der Stadt Schwelm ist nur über eine Aufgabenkritik möglich, die mit
der Frage verbunden sein muss, ob und wenn ja wie wir bestimmte
Dienstleistungen anbieten wollen.
Hier eröffnet die Trennung von Front- und Backoffice neue Optionen.
- Vorgehensweise
Die Details dieser umfassenden Reform werden gemeinsam mit den betroffenen Personen im engen Austausch mit der Gleichstellungsstelle, dem Personalrat und der Schwerbehindertenvertretung erarbeitet. Aus diesem Grund ist ein 6-köpfiges Projektteam im Zuständigkeitsbereich des Ersten Beigeordneten Herrn Schweinsberg eingesetzt, das mit Personen aus verschiedenen Sachgebieten der Verwaltung besetzt ist. Die zentrale Aufgabe des Projektteams wird es sein, alle Dienstleistungen der Stadt Schwelm auf den Prüfstand zu stellen und sie auf ihre Front- und Backoffice-Anteile hin zu untersuchen sowie dabei den medienbruchfreien Workflow im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung zu berücksichtigen.
- Neue Chancen und
Perspektiven
Die Reform der Verwaltung wird nicht zu einem
Abbau von Personal führen. Die personelle Situation ist derart ausgereizt, dass
sich keine Räume hierfür eröffnen. Im Gegenteil wird die festgestellte
Fluktuation die Anstellung von neuem Personal erfordern.
Es wird sicher zu Veränderungen von Stellen
kommen, aber die Fokussierung auf Front- und Backoffice wird beispielsweise
neue Chancen für diejenigen, die den Publikumsverkehr, wie für diejenigen, die
eher das Aktenstudium bevorzugen, eröffnen. Das Arbeiten auf Distanz oder die
Vereinbarkeit von Familie sowie Pflege und Beruf sind mit einer modernen
Struktur besser umzusetzen. Die Zusammenfassung von Sachgebieten erfordert auch
in Teilen neue Kompetenzen, die höhere Anforderungen an die Beschäftigten
stellen und damit zu beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten führen können.
Die Vorlage der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.
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Der Bürgermeister gez. Langhard |