Sachverhalt:
Im Juni 2008 wurden im Rahmen
des flächendeckenden Ausbaus der sozialen Frühwarnsysteme in NRW Mittel zur
Anschubfinanzierung beim Land beantragt und von dort bewilligt.
Die Einführung von
Bearbeitungsstandards zum § 8a SGB VIII (Kindeswohlgefährdung) soll dazu ebenso
beitragen wie der “Besuch beim Baby“ oder die Vernetzung mit verschiedenen
Partnern wie Kinderklinik, Ärzten, Hebammen etc.
Mit Hilfe der bewilligten
Fördermittel konnte das Elternbegleitbuch „Klein sein- Groß werden, ein
Wegweiser für Familien in der Stadt Schwelm“ erstellt werden.
Für das Jahr 2009 bewilligte
der Rat Haushaltsmittel im Rahmen der „Förderung der Erziehung in der
Familie“ und ermöglichte auf diese
Weise die Durchführung des sog. „Besuchs beim Baby“ durch eine externe
Fachkraft.
Hierbei geht es darum,
frühzeitig niederschwellige AngeboteÂ
für verschiedene Hilfs- und Beratungsformen anzubieten. Riskanten
Entwicklungen, die multiple Ursachen im physischen, psychischen, ökonomischen
oder sozialen Bereich haben können, soll so frühzeitig begegnet und entgegen
gewirkt werden.
Der Geburtenjahrgang 2009 war
in Schwelm ähnlich stark wie in den Vorjahren. Insgesamt wurden über 200
neugeborene Kinder in Schwelm angemeldet. Aufgrund des notwendigen Vorlaufs zur
Bereitstellung von Haushaltsmitteln konnte mit den Besuchen allerdings erst im
Juli 2009 begonnen werden.
Von Juli bis Dezember 2009
konnten so ca. 100 Besuche bei Familien mit neugeborenen Kindern durchgeführt
und damit der halbe Jahrgang an neugeborenen Schwelmer Bürgern erreicht werden.
Von den im Vorfeld mit einem
Standardanschreiben über den beabsichtigten Besuch informierten Familien
lehnten nur wenige (<10 %) die angekündigte Visite ab. Es gingen in dieser
Zeit diverse Rückfragen von Familien ein, die durch Freunde, Bekannte oder aus
der Presse von der Aktion erfahren hatten, wann denn bei ihnen ein
entsprechender Besuch stattfinden würde bzw. wo man das Elternbegleitbuch
erhalten könne. Hierunter waren auch Familien, deren Kinder schon 1 Jahr oder
älter sind, die trotzdem aber gerne die Informationen haben wollten. Das
Elternbegleitbuch wurde daraufhin als Download auf der Internet-Seite der Stadt
Schwelm eingestellt und steht somit allen Interessierten zur Verfügung.
Die Besuche bei den Familien
werden von der beauftragten Fachkraft durchgeführt und dokumentiert. Als
Grundlage dient ein standardisierter Berichtsbogen, der im Jugendamt
ausgewertet wird.
Mit Hilfe dieses Bogens teilt
die beauftragte Fachkraft der Kontaktperson im Jugendamt mit, was aus ihrer
Sicht weiter zu veranlassen ist. Der Bogen umfasst 4 Stufen:
1. |
Kein Handlungsbedarf |
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2. |
Unklare Situation; Weiterer
Kontakt / Besuch innerhalb der nächsten ... |
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durch eine Fachkraft des
ASD erforderlich. |
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3. |
Problemsituation vorhanden,
kurze Erläuterung: ... |
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4. |
Kindeswohl möglicherweise
gefährdet, Interventionsbedarf! |
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Sofortige Information an den Fachbereich 4, Jugend der Stadt Schwelm |
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Die Auswertung mit den
beschriebenen Abstufungen ergab folgendes Bild:
(Zahlen gerundet)
Gesamter Jahrgang: Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 220
Kinder
Geplante Besuche ab Juli
(50%):Â 110 Kinder
Ablehnung von Besuchen: Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 10
Durchgeführte Besuche:                     100
Stufe 1:Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 70%
Stufe 2:Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 20%
Stufe 3:Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 10%
Stufe 4:Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 0%
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Die Januar- Geburtenzahlen
für 2010 in der Stadt Schwelm sind weiterhin auf dem hohen Niveau der Vorjahre.
Die zunehmenden bundesweiten Berichte in den Medien über Kindesmisshandlungen
und –tötungen machen deutlich, dass Kinder und Jugendliche während des
Aufwachsens Risiken und Gefahren ausgesetzt sind, auch innerhalb der eigenen
Familie.
Die Durchführung des „Besuchs
beim Baby“ mit ihrem informellen und beratenden Charakter ist ein wichtiger
Baustein zur frühzeitigen Erkennung von Mangel- und Problemlagen und damit zur
Einleitung früher Hilfen.
Diese frühen Hilfen bilden eine
mögliche Grundlage, um später notwendige, aufwändigere Hilfen und Maßnahmen zu
verhindern oder überflüssig zu machen. Sie sind daher im Sinne präventiver
Konzepte geeignet, mittelfristig Risiken für Kinder und Jugendliche zu mindern
und damit langfristig auch Kosten zu sparen.
Vor diesem Hintergrund sollte
der „Besuch beim Baby“ auch im Jahr 2010 möglichst flächendeckend durchgeführt
werden.
Beschlussvorschlag:
Der JHA nimmt den Bericht zur Durchführung des „Besuchs beim Baby“ zustimmend zur Kenntnis.