Betreff
Bericht zum Wegweiser für junge Familien (Auf- und Ausbau eines sozialen Frühwarnsystems für die Stadt Schwelm)
Vorlage
044/2010
Aktenzeichen
4/51/2 Mk
Art
Beschlussvorlage

Sachverhalt:

Im Juni 2008 wurden im Rahmen des flächendeckenden Ausbaus der sozialen Frühwarnsysteme in NRW Mittel zur Anschubfinanzierung beim Land beantragt und von dort bewilligt.

Die Einführung von Bearbeitungsstandards zum § 8a SGB VIII (Kindeswohlgefährdung) soll dazu ebenso beitragen wie der “Besuch beim Baby“ oder die Vernetzung mit verschiedenen Partnern wie Kinderklinik, Ärzten, Hebammen etc.

 

Mit Hilfe der bewilligten Fördermittel konnte das Elternbegleitbuch „Klein sein- Groß werden, ein Wegweiser für Familien in der Stadt Schwelm“ erstellt werden.

 

Für das Jahr 2009 bewilligte der Rat Haushaltsmittel im Rahmen der „Förderung der Erziehung in der Familie“  und ermöglichte auf diese Weise die Durchführung des sog. „Besuchs beim Baby“ durch eine externe Fachkraft.

 

Hierbei geht es darum, frühzeitig niederschwellige Angebote  für verschiedene Hilfs- und Beratungsformen anzubieten. Riskanten Entwicklungen, die multiple Ursachen im physischen, psychischen, ökonomischen oder sozialen Bereich haben können, soll so frühzeitig begegnet und entgegen gewirkt werden.

 

Der Geburtenjahrgang 2009 war in Schwelm ähnlich stark wie in den Vorjahren. Insgesamt wurden über 200 neugeborene Kinder in Schwelm angemeldet. Aufgrund des notwendigen Vorlaufs zur Bereitstellung von Haushaltsmitteln konnte mit den Besuchen allerdings erst im Juli 2009 begonnen werden.

 

Von Juli bis Dezember 2009 konnten so ca. 100 Besuche bei Familien mit neugeborenen Kindern durchgeführt und damit der halbe Jahrgang an neugeborenen Schwelmer Bürgern erreicht werden.

 

Von den im Vorfeld mit einem Standardanschreiben über den beabsichtigten Besuch informierten Familien lehnten nur wenige (<10 %) die angekündigte Visite ab. Es gingen in dieser Zeit diverse Rückfragen von Familien ein, die durch Freunde, Bekannte oder aus der Presse von der Aktion erfahren hatten, wann denn bei ihnen ein entsprechender Besuch stattfinden würde bzw. wo man das Elternbegleitbuch erhalten könne. Hierunter waren auch Familien, deren Kinder schon 1 Jahr oder älter sind, die trotzdem aber gerne die Informationen haben wollten. Das Elternbegleitbuch wurde daraufhin als Download auf der Internet-Seite der Stadt Schwelm eingestellt und steht somit allen Interessierten zur Verfügung.

 

Die Besuche bei den Familien werden von der beauftragten Fachkraft durchgeführt und dokumentiert. Als Grundlage dient ein standardisierter Berichtsbogen, der im Jugendamt ausgewertet wird.

Mit Hilfe dieses Bogens teilt die beauftragte Fachkraft der Kontaktperson im Jugendamt mit, was aus ihrer Sicht weiter zu veranlassen ist. Der Bogen umfasst 4 Stufen:

1.

Kein Handlungsbedarf

2.

Unklare Situation; Weiterer Kontakt / Besuch innerhalb der nächsten ...

 

durch eine Fachkraft des ASD erforderlich.

 

3.

Problemsituation vorhanden, kurze Erläuterung: ...

 

 

 

4.

Kindeswohl möglicherweise gefährdet, Interventionsbedarf!

 

 

Sofortige Information an den Fachbereich 4, Jugend der Stadt Schwelm

 

 

 

 

 

Die Auswertung mit den beschriebenen Abstufungen ergab folgendes Bild:

(Zahlen gerundet)

 

Gesamter Jahrgang:                      220 Kinder

Geplante Besuche ab Juli (50%):  110 Kinder

Ablehnung von Besuchen:                     10

 

Durchgeführte Besuche:                       100

Stufe 1:                                     70%

Stufe 2:                                     20%

Stufe 3:                                     10%

Stufe 4:                                       0%

 

 

 

Die Januar- Geburtenzahlen für 2010 in der Stadt Schwelm sind weiterhin auf dem hohen Niveau der Vorjahre. Die zunehmenden bundesweiten Berichte in den Medien über Kindesmisshandlungen und –tötungen machen deutlich, dass Kinder und Jugendliche während des Aufwachsens Risiken und Gefahren ausgesetzt sind, auch innerhalb der eigenen Familie.

 

Die Durchführung des „Besuchs beim Baby“ mit ihrem informellen und beratenden Charakter ist ein wichtiger Baustein zur frühzeitigen Erkennung von Mangel- und Problemlagen und damit zur Einleitung früher Hilfen.

Diese frühen Hilfen bilden eine mögliche Grundlage, um später notwendige, aufwändigere Hilfen und Maßnahmen zu verhindern oder überflüssig zu machen. Sie sind daher im Sinne präventiver Konzepte geeignet, mittelfristig Risiken für Kinder und Jugendliche zu mindern und damit langfristig auch Kosten zu sparen.

Vor diesem Hintergrund sollte der „Besuch beim Baby“ auch im Jahr 2010 möglichst flächendeckend durchgeführt werden.

 


Beschlussvorschlag:

Der JHA nimmt den Bericht zur Durchführung des „Besuchs beim Baby“ zustimmend zur Kenntnis.