Sachverhalt:
In der Sitzung
des Sozialausschusses am 27.01.2022
wurde beschlossen, auf die Wohnraumbedarfsanalyse zu verzichten. Als Grundlage
für weitere Planungen und Entscheidungen zur Wohnungspolitik in Schwelm soll
das Wohnungsmarktprofil der NRW.BANK 2021 dienen. Folgende Ergebnisse des
Profils lassen sich für Schwelm zusammenfassen:
Bevölkerungsentwicklung
- Die
Bevölkerungsentwicklung in Schwelm ist stabil, bis 2040 wird die Bevölkerung in
Schwelm jedoch um 7% abnehmen auf dann
26.473 EW (laut Bevölkerungsvoraus-
berechnung IT.NRW 2019). Die Bevölkerungsprognose des Statistischen
Landesamtes gibt jedoch eine andere Zahl an. Danach steigt Schwelms
Bevölkerung (als eine von 2 Städten)
gegen den Trend bis zum Jahr 2050 um
1,6 %, davon rd. 65 % bei der Gruppe
60plus.
- Der Anteil der unter 18-jährigen Personen liegt bei 16,8%, der über
75-jährigen bei
12,5%; ältere Jahrgänge an der lokalen
Bevölkerung (65-75 Jahre) steigen
moderat um 1,3%. Die Jahrgänge im
„konsolidierten“ arbeitsfähigen Alter
(45-64 Jahre) nehmen um 1,2% ab
(Prognose bis 2035)
- In der Altersgruppe 25 bis unter 45 Jahre (Familiengründungsphase) gab es die
größte Bewegung (Wanderungssaldo + ca.
80-90 Personen im Jahr 2020)
Wirtschaftliche Situation
- Die Kaufkraft entspricht dem Niveau in NRW
- Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gab es einen
leichten Rückgang
im Jahr 2020 auf ca.10.200 Personen, die Anzahl der Empfänger*innen von sozialen
Mindestsicherungsleistungen ist leicht
gestiegen, ebenso die Zahl der arbeitslosen
Personen
- Es gab 82 Haushalte mit Wohnberechtigungsschein, dies entspricht einer
Zunahme
um 12,3% im Vergleich zu 2019)
Wohnraumsituation
- Der Wohnungsbestand hat seit
2017 leicht zugenommen (um 1%) –
im Jahr 2020 gab es 15.793 Wohnungen.
Der Anteil von Wohnungen in
Mehrfamilienhäusern lag bei 70,5%, der
Anteil von Wohnungen in Ein- und
Zweifamilienhäusern bei 25,4%.
- Die Bauintensität ist in Schwelm relativ niedrig, besonders im
Mietwohnungsbau.
- Ein großer Anteil der Wohnungen (64,4%) ist älter als 40 Jahre.
- Im preisgebundenen Mietwohnungsbestand gab es im Jahr 2000 insgesamt
987 Wohnungen, das ist die gleiche
Anzahl wie 2019, stellt jedoch einen Rückgang
um 3,5% im Vergleich zum Jahr 2017 dar.
Bis 2030/35 wird es Verluste von über
50% im preisgebundenen Bestand geben,
bei dieser Vorausberechnung findet der
Bau von möglichen neuen geförderten
Wohnungen keine Berücksichtigung.
- Die Mietenschere
zwischen Bestand und Neubau geht zunehmend weiter
auseinander. Im Mietwohnungsneubau gibt
es sehr dynamisch steigende Mieten.
Schlussfolgerungen
Folgende Schlussfolgerungen lassen sich aus dem
Wohnungsmarktprofil, weiteren Recherchen (u.a. Wohnungsmarktgutachten
Wohnungsneubaubedarf in NRW bis 2040) sowie den Beratungen des Runder Tisch
Wohnraumbedarf ableiten:
Der Anstieg der
Haushalte mit WBS sowie die leichte Zunahme von Arbeitslosigkeit und
Bezieher*innen von Leistungen lassen den Schluss zu, dass günstiger Wohnraum
auch in Zukunft in ausreichendem Maß benötigt wird. Da der Bestand an
öffentlich geförderten Wohnungen
deutlich abnehmen wird, muss der
soziale Wohnungsbau in Schwelm in nennenswertem Umfang gefördert werden.
Zukünftiges Bauland sollte teilweise für sozialen Wohnungsbau ausgewiesen werden.
Rein quantitativ gibt es in Schwelm genügend Wohnraum. Es bedarf jedoch einer
qualitativen Aufwertung, da modernere Wohnungen nachgefragt werden.
Aufgrund des
demografischen Wandels werden zunehmend auch barrierearme bzw.
-freie Wohnungen benötigt. Eine Auswertung der Schwelmer&Soziale gibt an,
dass es im Bestand der Wohnungsgenossenschaft nur 14 barrierearme bzw.
altengerechte Wohnungen gibt. Im Zeitraum März 2021-März 2022 äußerten 37 von
insgesamt 320 Wohnungsinteressenten den zwingenden Bedarf einer
Barrierefreiheit.
Die Auswertung der Altersstruktur ergab, dass 28,5% der Mieter*innen der
Schwelmer&Soziale über 70 Jahre alt sind, so dass auch in dieser Gruppe der
Bedarf an barrierefreien bzw. -armen Wohnungen steigen wird.
Da die Bevölkerungsgruppe
ansteigt, die sich in der
Familiengründungsphase befindet, ist davon auszugehen, dass diese Familien
größere Wohnungen benötigen bzw. teilweise den Erwerb eines Eigenheims
anstreben. Andererseits gibt es laut Auskunft der Schwelmer&Soziale eine erhöhte Nachfrage nach kleineren
modernen Wohnungen (50-60 qm).
Mögliche Maßnahmen
Ø
Start
einer Offensive „Sozialer Wohnungsbau“
Ø
Bewerbung
des KfW-Förderprogramms Barrierefreies
Wohnen
Ø
Schaffung
einer Wohnungstauschbörse („Moderation des Generationenwechsels“)
Ø
Herstellung
von Neubauqualität im Bestand anstelle von Neubauten
Ø
ggfs.
Ausweisung eines weiteren Neubaugebietes für EFH und für den sozialen
Wohnungsbau
Ø
Förderung
von Mehrgenerationenprojekten
Ø
Schaffung
von kleinen Wohneinheiten für Menschen in schwierigen Lebenssituationen mit
zusätzlicher Betreuung („Housing First“)
Ø
Schaffung
von größeren Wohnungen für kinderreiche Familien
Ø
Installation
des „Runder Tisch Wohnraumbedarf“ als dauerhaftes Gremium zur Beratung in der
Wohnungspolitik
Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung
wird beauftragt, die Maßnahmen mit dem „Runden Tisch Wohnraumbedarf“ zu
diskutieren und Vorschläge zu deren Umsetzung dem Ausschuss vorzulegen.
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Der Bürgermeister gez. Langhard |