Sachverhalt:
Am 14.07.2021 kam es zu einem durch die Wetterdienste angekündigtem
Starkregenereignis, in dessen Folge in weiten Landesteilen erheblich
Sachschäden und in Teilregionen sogar Menschenleben zu beklagen waren.
Eine Untersuchung des Wupperverbandes, in dessen Verbandsgebiet die
Stadt Schwelm liegt, spricht in diesem Zusammenhang von einem Unwetterereignis,
das statistisch nur einmal in 10.000 Jahren stattfindet.
Kennzeichnend für dieses Regenereignis war eine über den Tag hinweg
andauernde, stetige Zunahme der Niederschlagsmengen mit einem Höhepunkt der
Niederschlagsmenge gegen 19:00 Uhr. Zu Beginn der Niederschläge war zunächst
nicht von einem ungewöhnlichen Ereignis auszugehen. Vielmehr schien es sich um
einen gewöhnlichen „Landregen“ zu handeln.
Bei stetig zunehmender Niederschlagsintensität werden das Kanalnetz, die
Rückhaltebecken und die Vorfluter (Bachläufe) langsam an das Maximum ihrer
Leistungsfähigkeit gebracht und ein oberflächlicher Abfluss setzt erst
zeitversetzt ein.
Bei dem Unwetterereignis blieb die Stadt Schwelm erfreulicherweise von
großen Schäden weitestgehend verschont. Gründe hierfür sind die vorausschauende
Hochwasservorsorge der letzten Jahrzehnte mit Bau des Entlastungssammlers und
die konsequente Weiterentwicklung der Kanalnetzsteuern sowie die
Bewirtschaftung des Kanalnetzes und der Rückhaltebecken. Die Topografie des
Stadtgebietes hat sich ebenfalls günstig ausgewirkt. So kann zum Beispiel das
Niederschlagwasser der überstauten Talstraße im Bereich der Kreuzung
Carl-vom-Hagen-Straße unmittelbar in die Schwelme abfließen und dann in die
Wupper abgeschlagen werden.
Auch die regelmäßigen Sanierungsmaßnahmen des Kanalnetzes führen dazu,
dass das Netz bis zur Auslastungsgrenze mit Niederschlagswasser beaufschlagt
werden kann, ohne Betriebssicherheit zu beinträchtigen.
Von Seiten des Wupperverbandes wird die Hochwasservorsorge für das
Stadtgebiet Schwelm aktiv vorangetrieben. Mit Fertigstellung der Neuverrohrung
der Schwelme auf dem Eisenwerksgelände in diesem Jahr konnte ein Nadelöhr, und
damit eine potenzielle Überflutungsgefahr, minimiert werden. Für die Zukunft
ist die Ertüchtigung des Vorwärmbeckens am Freibad Schwelmestraße sowie der
Regenrückhaltebecken Am Brunnen und Oelkinghauser Straße geplant.
Für die TBS verursachte das Unwetter ein deutliches Maß an Mehrarbeit,
erfreulicher Weise jedoch keine großen Schäden oder gar verunfallten
Mitarbeiter.
Für den Bereich Straßenreinigung
ist zu berichten, dass lediglich die Wupperstraße stärker betroffen war. Dort
musste die Straße aufwendig von Schlammmassen, u. a. durch Wasserhochdruck,
gereinigt werden. Die übrigen Verunreinigungen im Stadtgebiet konnten
überwiegend mit der Kehrmaschine beseitigt werden und waren nur von geringem
Umfang.
An der Stadtbeleuchtung ist
es zu keinem Schaden gekommen.
Die Schäden im Bereich Straßenbau
beschränken sich auf eine bereits vorgeschädigte Asphaltdecke „In der Weuste“,
die durch das Unwetter unterspült wurde und auf rund 40 qm erneuert werden
musste.
Auch für das Stadtgrün gab es
nur geringe Schäden. Im Martfelder Wald kam es zu Erosionsschäden bis max. 30
cm Tiefe auf einer Länge von rund 20 m. Hier soll für die Zukunft Abhilfe
geschaffen werden, indem bestehende Querrinnen verbreitert und neue angelegt werden.
In der Brambecke war ein Durchlass durch Treibgut verlegt. Dies wurde
dem Wupperverband zur Beseitigung gemeldet.
Für die Stadtentwässerung kann
mitgeteilt werden, dass es zu keinen Schäden an dem Kanalnetz und seinen
Einrichtungen gekommen ist. Das Kanalnetz war voll ausgelastet und hat während
des Starkregenereignisses bestimmungsgemäß rund 50 cbm/sec. Mischwasser
Richtung Wupperstollen abgeschlagen.
Das Klärwerk Schwelm wurde durch die Kanalnetzsteuerung der TBS vor
Überflutung geschützt. Von dort wurden keine Schäden gemeldet.
Das Kanalnetz wurde über das Prozessleitsystem in der Schaltzentrale
Wiedenhaufe überwacht. Von dort aus können das Einstauverhalten, die
Durchleitungsmengen und die Abschlagvorgänge der Staustufen beobachtet und
gesteuert werden. Hier haben sich die Investitionen der letzten Jahre im
Bereich der Netzsteuerung, der Netzbewirtschaftung und in die maschinelle
Ausstattung der Staustufen bezahlt gemacht.
Die Mitarbeiter der Abteilung Stadtentwässerung waren mit dem Spezialfahrzeug
der Abteilung während des gesamten Ereignisses als Unterstützung für die
Feuerwehr im Stadtgebiet unterwegs. Zu den Aufgaben gehörte die Reinigung von
Straßeneinläufen und insbesondere die Reinigung und Überwachung der
Regenrückhaltebecken.
Von zwölf Stellen im Stadtgebiet sind Meldungen von Bürgern eingegangen,
die verstopfte Straßeneinläufe gemeldet haben. Zu einem größeren Rückstau kam
es im Bereich des Wendehammers Westfalendamm. Dort hatte sich der Notablauf des
Einlaufbauwerkes mit Treibgut verlegt, so dass die Wassermassen überstauten und
in einen Keller liefen. In der Königsberger Straße drohte eine
Souterrainwohnung überflutet zu werden. Hier konnten die Mitarbeiter Abhilfe
schaffen, indem die vorhandenen Straßeneinläufe von Treibgut gereinigt wurden.
Aus den Einsätzen konnten Erkenntnisse über Verbesserungsmöglichkeiten
sowohl am Bauwerk Westfalendamm, als auch an dem Rückhaltebecken Königsberger
Straße gewonnen werden. Die Maßnahmen wurden bereits in Auftrag gegeben und
werden zurzeit umgesetzt.
Das aktuelle Unwetterereignis hat gezeigt, dass insbesondere das
Kanalnetz mit seinen vielfältigen Einrichtungen, aber auch alle anderen
Leistungsbereiche der TBS gut vorbereitet waren und mit den Herausforderungen
gut umgehen konnten.
In die anstehende Überarbeitung bzw. Neuaufstellung des
Generalentwässerungsplanes werden die Erkenntnisse aus zurückliegenden
Unwetterereignissen einfließen. U. a. eine Wasserfließwegebetrachtung, die
Entwicklung der Flächengröße der versiegelten Flächen, hydraulische
Nachberechnungen etc. werden Gegenstand der Betrachtungen werden und wertvolle
Daten liefern, die die Planung des vorsorgenden Hochwasserschutzes
unterstützen.
Die Hochwasservorsorge in Verbindung mit der öffentlichen Diskussion über den Klimawandel wird ein bestimmendes, interdisziplinäres Thema werden. Insbesondere bei der Stadtplanung wird eine „wassersensible Planung“ in den Fokus rücken (müssen). Dabei ist nicht nur die Betrachtung der Wasserwege im Falle eines Hochwasserereignisses, und das damit verbundene Gefährdungspotenzial von Bedeutung, sondern auch die Schaffung eines guten Wohnumfeldes durch Ansiedlung von Bäumen im öffentlichen Verkehrsraum unter Nutzung des anfallenden Oberflächenwassers in Retentionen und Versickerungen zur Bewässerung. Extreme Wetterlagen, die sich in immer kürzeren Zeitabständen abwechseln können, spielen eine zentrale Rolle.
Der Verwaltungsrat wird gebeten, den nachfolgenden Bericht zur Kenntnis zu nehmen.
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Der Vorstand gezeichnet Ute Bolte |