Betreff
TANZPAKT Stadt-Land-Bund
Vorlage
119/2021
Aktenzeichen
GB I/La
Art
Beschlussvorlage

Sachverhalt:

 

In der Ladengalerie Römerstraße 7 in der Schwelmer Innenstadt dreht sich bald alles um das gemeinsame Erleben und Gestalten von zeitgenössischer Kunst.

Schon bald  können die Schwelmer:innen in der Spinnerei regelmäßig an einem kostenlosen Programm aus Workshops, Konzerten, Kunstprojekten, Ausstellungen, Schreibwerkstätten und Diskussionen teilnehmen.

Die Verwaltung freut sich, dass mit Kattrin Deufert und Thomas Plischke zwei renommierte KünstlerInnen ihren Lebens- und Schaffensmittelpunkt nach Schwelm verlegt haben. Allein die Projekterfahrung der KünstlerInnen und die im Folgenden dargestellte Ausrichtung des Projektvorhabens „Künstlerinnen erfinden“ unterstreichen schon ausdrücklich die Bereicherung für die Kulturszene in Schwelm.

 

Die Spinnerei ist außerdem das neue künstlerische Zuhause für deufert&plischke, die mit Choreografie, Fotografie, Text und Videofilm kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen in den Fokus nehmen. Ihre Arbeiten werden sowohl in der Spinnerei zu sehen sein als auch von Schwelm aus deutschlandweit und international auf Tour gehen.

 

Sie waren mit ihrer Arbeit bei den Tanzplattformen 2000, 2004, 2008, 2018 sowie beim Tanzkongress 2009 und 2019 vertreten. Aktuell sind deufert&plischke Mitglied im Beirat für den Tanzkongress 2022 und für die Kunststiftung NRW. deufert&plischke vertreten ein genre-übergreifendes Kunstverständnis, das Menschen ganz unterschiedlich an künstlerischen Prozessen und Aufführungen mitwirken lässt.

 

Anfang 2021 gründeten deufert&plischke zusammen mit dem Projektdramaturgen Felix Wittek die Spinnerei Schwelm. Mit der Eröffnung der Spinnerei Schwelm ab dem 10.9.2021 schaffen sie einen lebendigen Ort, an dem zeitgenössische Kunst als soziale Aktivität in die Stadt hinein wirken kann. Dabei geht es gar nicht primär um eine Kunstvermittlung, sondern vor allem um die Ermöglichung überhaupt von Kunsterfahrung, den primären Zugang zu Kunst nicht als Produkt sondern als ergebnisoffenen spielerischen Prozess. Kunst soll im Alltag der Menschen in Schwelm eine Rolle spielen. Mit »A Worn World« und »Anarchiv Tanz« entstehen bereits 2021 zwei Pilotprojekte, die in Schwelm im Verbund mit Künstlerkolleg*innen erarbeitet und im internationalen Austausch über mehrere Jahre weiter entwickelt werden.

 

Beide  stellen in der Sitzung ihr Projektvorhaben „Künstlerinnen erfinden“ vor.

 

„Künstlerinnen erfinden“ ist ein inklusives und intergenerationelles Kunstprojekt iniziiert vom Schwelmer Künstlerpaar deufert&plischke. Schwelmer Bürger*innen und Künstler*innen arbeiten in diesem Projekt über den Zeitraum von drei Jahren mit internationalen Künstler*innen zusammen. Gemeinsam sollen Tänzerinnen und Choreografinnen erfunden und ihr Werk rekonstruiert und präsentiert werden. Ziel des Projektes ist es möglichst unterschiedliche Menschen in das Projekt zu integrieren, und einen Fokus vor allem auch auf den Kontext zu richten in dem Kunst entsteht. Wenn z.B. eine Künstlerin erfunden wird, die in den 70er und 80er Jahren in Schwelm gearbeitet hat, so müssen alle Beteiligten gemeinsam eine Zeitreise unternehmen: ins Stadtarchiv und durch die Medien der Zeit. Auch die technischen

Ausdrucksmöglichkeiten der Zeit müssen rekonstruiert werden (analoge Fotografie, VHS Videotechnik …).

 

Dadurch ergibt sich im Projekt ein Kunst-vermittelnder Ansatz der einerseits durch die verbindende und sozialen Kraft der Kunstform Tanz möglich wird sowie durch ein freies Workshopangebot in der Spinnerei Schwelm unterstützt wird: Schreibwerkstatt, Medienwerkstatt, Tanzworkshops. Künstlerinnen erfinden soll als Projekt konkretes künstlerisches Arbeiten in einer großen Gemeinschaft mit möglichst vielen unterschiedlichen Menschen ermöglichen. In den letzten 10 Jahren haben deufert&plischke dazu Erfahrung gesammelt und konkrete Arbeitsweisen entwickelt. Auch ein weiteres kulturpolitisches Anliegen hat das Projekt, indem ein Fokus auf die Frage gerichtet wird, warum zu wenige Frauen auch in der näheren Kunstgeschichte zu finden sind. So sollen Diskussionen über die zukünftige Kultur-Gemeinschaft einer Stadt entstehen. Für das Projekt planen wir einen Antrag bei Tanzpakt Stadt, Land, Bund.

 

Das Projekt „TANZPAKT Stadt Land Bund“ ist ein Praxismodell für ein besseres Zusammenwirken von Bund, Ländern und Kommunen in der Kulturförderung im Sinne eines kooperativen Kulturföderalismus.  In einem kulturpolitisch einmaligen Prozess wird mit TANZPAKT Stadt-Land-Bund ein wegweisendes Modell für die kooperative Kulturförderung von Kommunen, Ländern und dem Bund auf den Weg gebracht. TANZPAKT startete 2017 und hat in acht bewilligten Vorhaben der ersten Förderrunde rund 90 Kommunen, Länder, Stiftungen und Institutionen als Partner gewonnen. Umgesetzt wird das Förderprogramm vom Dachverband Tanz Deutschland und der gemeinnützigen Kulturorganisation DIEHL+RITTER. Über einen Zeitraum von jeweils drei Jahren schließen sich die Förderer auf Stadt-, Land- und Bundesebene zusammen, um die Situation der Tanzszenen vor Ort nachhaltig zu verbessern.

 

Das Matchfunding generiert bis zu 1,2 Mio. Euro pro Projekt und ermöglicht so Initiativen, die von einem Player allein niemals hätten realisiert werden können. Städte denken über neue, mehr Kontinuität ermöglichende Förderinstrumente nach, Länder begeben sich in einen kontinuierlichen Dialog auf Augenhöhe mit ihren Kulturinstitutionen und auf Bundesebene diskutieren andere Kunstsparten, wie sich das Tanzfördermodell auf ihren Bereich übertragen ließe.

 

Die KünstlerInnen stellen sich und ihr Projekt in der Sitzung vor.

 


Beschlussvorschlag:

 

Der Kulturausschuss begrüßt das Projektvorhaben „Künstlerinnen erfinden“ im Rahmen der Förderkulisse „TANZPAKT Stadt Land Bund“ ausdrücklich und bittet die Verwaltung, eine Unterstützung aus dem laufenden Haushalt 2021 zu prüfen.

 


Finanzielle Auswirkungen:

 

Die finanziellen Auswirkungen ergeben sich aus der Vorlage.

 

 

Deckungsvorschlag:

 

 

 

 

 

Der Bürgermeister

gez. Langhard