Sachverhalt:
In der Ladengalerie
Römerstraße 7 in der Schwelmer Innenstadt dreht sich bald alles um das
gemeinsame Erleben und Gestalten von zeitgenössischer Kunst.
Schon bald können
die Schwelmer:innen in der Spinnerei regelmäßig an einem kostenlosen Programm
aus Workshops, Konzerten, Kunstprojekten, Ausstellungen, Schreibwerkstätten und
Diskussionen teilnehmen.
Die Verwaltung freut
sich, dass mit Kattrin Deufert und Thomas Plischke zwei renommierte
KünstlerInnen ihren Lebens- und Schaffensmittelpunkt nach Schwelm verlegt
haben. Allein die Projekterfahrung der KünstlerInnen und die im Folgenden
dargestellte Ausrichtung des Projektvorhabens „Künstlerinnen erfinden“
unterstreichen schon ausdrücklich die Bereicherung für die Kulturszene in
Schwelm.
Die Spinnerei ist
außerdem das neue künstlerische Zuhause für deufert&plischke, die mit
Choreografie, Fotografie, Text und Videofilm kulturelle und gesellschaftliche
Entwicklungen in den Fokus nehmen. Ihre Arbeiten werden sowohl in der Spinnerei
zu sehen sein als auch von Schwelm aus deutschlandweit und international auf
Tour gehen.
Sie waren mit ihrer
Arbeit bei den Tanzplattformen 2000, 2004, 2008, 2018 sowie beim Tanzkongress
2009 und 2019 vertreten. Aktuell sind deufert&plischke Mitglied im Beirat
für den Tanzkongress 2022 und für die Kunststiftung NRW. deufert&plischke
vertreten ein genre-übergreifendes Kunstverständnis, das Menschen ganz
unterschiedlich an künstlerischen Prozessen und Aufführungen mitwirken lässt.
Anfang 2021
gründeten deufert&plischke zusammen mit dem Projektdramaturgen Felix Wittek
die Spinnerei Schwelm. Mit der Eröffnung der Spinnerei Schwelm ab dem 10.9.2021
schaffen sie einen lebendigen Ort, an dem zeitgenössische Kunst als soziale
Aktivität in die Stadt hinein wirken kann. Dabei geht es gar nicht primär um
eine Kunstvermittlung, sondern vor allem um die Ermöglichung überhaupt von
Kunsterfahrung, den primären Zugang zu Kunst nicht als Produkt sondern als
ergebnisoffenen spielerischen Prozess. Kunst soll im Alltag der Menschen in Schwelm
eine Rolle spielen. Mit »A Worn World« und »Anarchiv Tanz« entstehen bereits
2021 zwei Pilotprojekte, die in Schwelm im Verbund mit Künstlerkolleg*innen
erarbeitet und im internationalen Austausch über mehrere Jahre weiter
entwickelt werden.
Beide stellen in der Sitzung ihr Projektvorhaben
„Künstlerinnen erfinden“ vor.
„Künstlerinnen
erfinden“ ist ein inklusives und intergenerationelles Kunstprojekt iniziiert
vom Schwelmer Künstlerpaar deufert&plischke. Schwelmer Bürger*innen und
Künstler*innen arbeiten in diesem Projekt über den Zeitraum von drei Jahren mit
internationalen Künstler*innen zusammen. Gemeinsam sollen Tänzerinnen und
Choreografinnen erfunden und ihr Werk rekonstruiert und präsentiert werden.
Ziel des Projektes ist es möglichst unterschiedliche Menschen in das Projekt zu
integrieren, und einen Fokus vor allem auch auf den Kontext zu richten in dem
Kunst entsteht. Wenn z.B. eine Künstlerin erfunden wird, die in den 70er und
80er Jahren in Schwelm gearbeitet hat, so müssen alle Beteiligten gemeinsam
eine Zeitreise unternehmen: ins Stadtarchiv und durch die Medien der Zeit. Auch
die technischen
Ausdrucksmöglichkeiten
der Zeit müssen rekonstruiert werden (analoge Fotografie, VHS Videotechnik …).
Dadurch ergibt sich
im Projekt ein Kunst-vermittelnder Ansatz der einerseits durch die verbindende
und sozialen Kraft der Kunstform Tanz möglich wird sowie durch ein freies
Workshopangebot in der Spinnerei Schwelm unterstützt wird: Schreibwerkstatt,
Medienwerkstatt, Tanzworkshops. Künstlerinnen erfinden soll als Projekt
konkretes künstlerisches Arbeiten in einer großen Gemeinschaft mit möglichst
vielen unterschiedlichen Menschen ermöglichen. In den letzten 10 Jahren haben
deufert&plischke dazu Erfahrung gesammelt und konkrete Arbeitsweisen
entwickelt. Auch ein weiteres kulturpolitisches Anliegen hat das Projekt, indem
ein Fokus auf die Frage gerichtet wird, warum zu wenige Frauen auch in der
näheren Kunstgeschichte zu finden sind. So sollen Diskussionen über die
zukünftige Kultur-Gemeinschaft einer Stadt entstehen. Für das Projekt planen
wir einen Antrag bei Tanzpakt Stadt, Land, Bund.
Das Projekt
„TANZPAKT Stadt Land Bund“ ist ein Praxismodell für ein besseres Zusammenwirken
von Bund, Ländern und Kommunen in der Kulturförderung im Sinne eines kooperativen
Kulturföderalismus. In einem
kulturpolitisch einmaligen Prozess wird mit TANZPAKT Stadt-Land-Bund ein
wegweisendes Modell für die kooperative Kulturförderung von Kommunen, Ländern
und dem Bund auf den Weg gebracht. TANZPAKT startete 2017 und hat in acht
bewilligten Vorhaben der ersten Förderrunde rund 90 Kommunen, Länder,
Stiftungen und Institutionen als Partner gewonnen. Umgesetzt wird das
Förderprogramm vom Dachverband Tanz Deutschland und der gemeinnützigen
Kulturorganisation DIEHL+RITTER. Über einen Zeitraum von jeweils drei Jahren
schließen sich die Förderer auf Stadt-, Land- und Bundesebene zusammen, um die
Situation der Tanzszenen vor Ort nachhaltig zu verbessern.
Das Matchfunding
generiert bis zu 1,2 Mio. Euro pro Projekt und ermöglicht so Initiativen, die
von einem Player allein niemals hätten realisiert werden können. Städte denken
über neue, mehr Kontinuität ermöglichende Förderinstrumente nach, Länder
begeben sich in einen kontinuierlichen Dialog auf Augenhöhe mit ihren
Kulturinstitutionen und auf Bundesebene diskutieren andere Kunstsparten, wie
sich das Tanzfördermodell auf ihren Bereich übertragen ließe.
Die KünstlerInnen
stellen sich und ihr Projekt in der Sitzung vor.
Beschlussvorschlag:
Der
Kulturausschuss begrüßt das Projektvorhaben „Künstlerinnen erfinden“ im Rahmen
der Förderkulisse „TANZPAKT Stadt Land Bund“ ausdrücklich und bittet die
Verwaltung, eine Unterstützung aus dem laufenden Haushalt 2021 zu prüfen.
Finanzielle Auswirkungen:
Die finanziellen Auswirkungen ergeben sich aus
der Vorlage.
Deckungsvorschlag:
|
Der Bürgermeister gez. Langhard |