Betreff
Bericht über das Projekt Kosten-Nutzen-Analyse in den Schwelmer Turnhallen
Vorlage
038/2010
Aktenzeichen
FB 2
Art
Berichtsvorlage

Sachverhalt:

Die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW hatte Ende 2008 angefragt, ob die Stadt Schwelm Projektpraktika für Studenten anbieten kann. Nach verschiedenen Gesprächen wurde festgestellt, dass sich das Thema Kosten-Nutzen-Analyse für eine Projektarbeit eignet und für die Stadt Schwelm insbesondere vor dem Hintergrund der Haushaltskonsolidierung von Nutzen sein kann.

In der Zeit vom  27.10. 2009 – 4.1.2010 haben 4 Studentinnen unter Leitung von Prof. Dr. Moellers diese Projektarbeit durchgeführt. Die Projektbetreuung in der Verwaltung lag beim Fachbereich 2 in Kooperation mit Immobilienmanagement.

 

Zielsetzungen der Analyse waren u.a.

Ermittlung der notwendigen Turnhallen, um den Bedarf zu decken,

Hallenbelegungen optimieren mit nutzerfreundlichen Lösungen,

Kostenermittlung pro Nutzungsstunde je Turnhalle,

Standarderhaltung,

Kostenreduzierung

 

Unter Berücksichtigung der im Jahr 2008 erfolgten Bewertung der städtischen Liegenschaften durch die GMO Management Consulting GmbH und einer hierbei ermittelten angenommenen Restnutzungsdauer der Turnhalle Schillerstr. von 10 Jahren sollte diese einer besonderen Überprüfung unterzogen werden. Dies auch insbesondere vor dem Hintergrund, dass durch GMO festgestellt wurde, dass für eine langfristige Nutzung der Halle ein Abriss oder eine Kernsanierung des Umkleidetraktes bis zum Jahr 2013 notwendig erscheint. Hierdurch und auch durch die notwendige Erneuerung des Daches würden der Stadt Schwelm erhebliche Kosten entstehen.

Deshalb sollte auch untersucht werden, ob auf die Halle verzichtet werden kann oder wenn der Bedarf einen Verzicht nicht hergibt, nach Lösungsansätzen zur Unterbringung der Sportgruppen suchen, wie beispielsweise Anmieten eines Sportclubs oder Neubau einer Halle.

 

Untersucht wurden insgesamt 10 Turnhallen. Nicht berücksichtigt wurden die kleine Halle innerhalb des Märkischen Gymnasiums und der Gymnastikraum im Gebäude in Linderhausen, da die Zeit für die Projektarbeit begrenzt war und eine Fülle von Zahlen und Daten zu verarbeiten waren.

Bei weiteren aus der Projektarbeit von der Verwaltung zu veranlassenden Schritten, wie z.B. Optimierung von Hallenbelegungen oder Unterbringung von Sportgruppen sind diese beiden Hallen natürlich auch zu berücksichtigen.

 

Zu Grunde gelegt worden sind sämtliche Kosten des Jahres 2009, wie sie im Etat veranschlagt waren, einschließlich kalkulatorische Kosten, die Belegungspläne der Vereine und die Belegungslisten aus allen Hallen. Unstimmige Eintragungen bei den Belegungsplänen (so gab es vereinzelt Doppelbelegungen oder auch „reservierte“ Einheiten, die aber tatsächlich nicht genutzt wurden) wurden durch Rückfragen ausgeräumt. Schwieriger war es mit den Belegungslisten selbst. Diese waren teilweise fehlerhaft oder unvollständig. Es gibt Gruppen, die sich überhaupt nicht eingetragen haben, und Gruppen, die sich nur sporadisch eingetragen haben.

Die fehlenden Zahlen wurden teilweise hinterfragt oder geschätzt und für ein Jahr hochgerechnet.

Der Schulsport wurde bei der Ermittlung des Ist-Zustands nicht wie bei den Vereinen im Einzelnen aufgeschlüsselt, da dieser sich nach den Stundenplänen richtet und von morgens 8 Uhr bis zum frühen Nachmittag eine feststehende Belegung ist.

 

Es wurde festgestellt, dass alle Hallen im Allgemeinen gut ausgelastet sind. Allerdings haben auch alle Hallen freie Einheiten von 15 Minuten bis zu etwa 2 Stunden an unterschiedlichen Wochentagen.

Hier ist der Ansatz zur Optimierung der Hallenbelegungen. Dabei ist auch zu prüfen, ob es rechnerisch und organisatorisch möglich ist, die Nutzungseinheiten der Turnhalle Schillerstr. in die freien Einheiten der Hallen zu verteilen und ob der Bedarf mit nur 9 Hallen abgedeckt werden kann. Dabei sind natürlich auch die Nutzer aus dem Gymnastikraum des im Projekt nicht berücksichtigten Gebäudes in Linderhausen einzubeziehen.

Der Schulsport ist relativ unflexibel, was die Unterbringung betrifft. Allerdings verbessert sich hier die Situation mit Veränderung des Schulstandorts der Förderschule und mit sinkenden Schülerzahlen. Allerdings ist noch zu überprüfen, inwieweit sich der erweiterte Ganztagsbetrieb an den weiterführenden Schulen ggf. auf die Hallennutzung auswirken wird.

Von den Vereinen muss bei einem Wegfall der Turnhalle Schillerstr. erwartet werden, dass sie sich auf andere Hallen, Zeiten und Entfernungen einstellen. Zu beachten ist, dass die ausgeübte Sportart in der jeweilig zugewiesenen  Halle möglich ist.

 

Die Prüfung der Gesamtkosten hat ergeben, dass die Sachkosten aller Turnhallen mit 36 % den größten Teil ausmachen, gefolgt von Kosten für die Verzinsung mit 29 %, Personalkosten mit 21 % und Abschreibungen mit 14 %.

Der Kostenvergleich zwischen den Turnhallen zeigt, dass in den beiden größten Turnhallen Ost und West die Kosten am höchsten und in der kleinsten Turnhalle Schillerstr. die Kosten am niedrigsten sind. Neben der Größe beeinflussen verschiedene Faktoren die Kosten, wie z.B. Alter, Anschaffungswert, Energieverbrauch, Stand von Sanierungs- und Instandhaltungskosten, Ausstattung einschl. technischer Anlagen, Ferien- und Wochenendbelegung.

Die unterschiedlichen Kosten in den Hallen haben dann zur Folge, dass auch die Kosten je Nutzungsstunde unterschiedlich sind. So ist die Nutzungsstunde in der Turnhalle Schillerstr. mit 16,77 € die preiswerteste, während die Nutzungsstunde in der Halle Ost mit 62,75 € die teuerste Stunde ist. Der Durchschnitt aller Hallen liegt bei 36,39 € je Nutzungsstunde.

 

Die Projektgruppe kommt zu dem Ergebnis, dass 10 Hallen in Schwelm benötigt werden, da die Schulen auf Grund von Lehr- und Unterrichtsplänen relativ unflexibel sind. Und auch die Vereine könnten sich beispielsweise auf Grund von beruflichen Verpflichtungen von Trainern und Übungsleitern nicht auf alle organisatorischen Veränderungen einstellen. Rechnerisch sind Halleneinheiten zwar frei, können aber nicht zwangsläufig alle durch Umverteilungen optimal genutzt werden.

 

So hat die Projektgruppe schließlich die Kosten für eine neue Halle beim Abriss der Turnhalle Schillerstr. einschließlich der jährlichen lfd. Kosten mit folgenden Ergebnissen ermittelt:

 

1. Neubau einer Einfeldturnhalle (einschl. rd. 78.300 € Abrisskosten)            rd. 770.300 €

     jährliche Betriebskosten rd. 86.000 €

 

2. Neubau einer Zweifeldturnhalle (einschl. Abriss)                                 rd. 2.078.000 € 

     jährliche Betriebskosten rd. 169.000 €

 

3. Neubau einer Dreifeldturnhalle                                                                              rd. 3.000.000 €

    zuzüglich Ausstattung für Wettkampftauglichkeit                                           600.000 €

     jährliche Betriebskosten  rd. 276.500 €

 

 

Unter Berücksichtigung der Finanzlage der Stadt Schwelm und der Standarderhaltung empfiehlt die Projektgruppe den Abriss der Turnhalle Schillerstr. und den Neubau an der selben Stelle. Zur Finanzierung werden die Landeszuschüsse der Schul- und Sportpauschale und ggf. Sponsoren genannt.

Es werden auch verschiedene PPP-Modelle dargestellt.

Ebenso wird empfohlen, Entgelte von Vereinen zu erheben.

 

Auf Grund der Finanzlage wird sich auch die vorgeschlagene „preiswerte“ Lösung in absehbarer Zeit nicht realisieren lassen, zumal auch Schul- und Sportpauschale mittelfristig für dringende Sanierungen verplant sind.

Deshalb wird es notwendig sein, die vorhandenen freien Halleneinheiten genau zu überprüfen, den Auslastungsgrad bei den Belegungen festzustellen, um schließlich die Nutzer der Hallen Schillerstr. und Linderhausen in den 9 Hallen unterzubringen. Dabei sind auch die Vereine zu beteiligen.

 

Dieser Bericht fasst eine 125seitige Projektarbeit zusammen. Eine CD der gesamten Arbeit wurde den Fraktionsvorsitzenden und den Vorsitzenden des Kultur- und Sportausschusses sowie des Liegenschaftsausschusses zur Verfügung gestellt.

 


Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Kultur und Sport nimmt die Vorlage Nr. 38/2010 zur Kenntnis.